Kreuzfahrt durch die Adria

Als ehr Aktiv-Urlauber stand ich der Idee „Kreuzfahrt durch die Adria“ ehr skeptisch gegenüber. Ich wurde eines besseren belehrt. Unser Reisebericht einer AIDA Schiffstour Ende Oktober 2017:

Anreise

Der Wecker klingelt um 04:00 Uhr in der Nacht. Alle haben mich verrückt gemacht: … die Sicherheitskontrollen… mindestens 1,5 bis 2 Stunden musst du rechnen. Wir sind um 05:30 Uhr am Flughafen, haben kurz vor 6 eingecheckt und sind um 06:30 durch die Sicherheitskontrolle. Glück gehabt, oder ??? Der Flieger startet pünktlich um 08:00 Uhr. Um 09:30 sind wir in Venedig Flughafen. der gebuchte Transferbus wartet und so sind wir kurz vor 11 im Hafen und checken heute das zweite Mal ein. Das unterscheidet sich auf dem Schiff nicht vom Flughafen. Es geht aber verhältnismäßig schnell, so dass wir um 12 Uhr auf dem Schiff eine Führung zur Orientierung begleiten. Das macht Sinn. Vor allem weil es so prägende Aussagen gibt wie: vorne ist das Schiff schlank… also hier alles zum Abnehmen, hinten ist das Schiff dick… hier werden die Kalorien aufgefüllt.

Nach der Führung genießen wir das erste Mal das sehr reichhaltige Mittagsbuffet. Ich weiß gar nicht womit ich anfangen soll. Viele laden sich die Teller voll (… nach dem Motto… wer weiß was es heute Abend gibt). Ich versuche mit kleinen Portionen vieles (alles geht nicht) zu probieren.

Mit vollem Magen können wir dann am Nachmittag die Kabinen beziehen und uns einrichten, bevor wir erste Sportkurse wie Spinning oder Zirkeltraining reservieren. Wir gehen auf dem Schiff immer wieder von vorne nach hinten und wieder zurück. Alles mal ansehen und einen Grundstock für die Orientierung legen. Als es draußen schon dunkel ist (zu der Jahreszeit leider schon ab 18:00 Uhr) legt das Schiff in Venedig ab. Wir haben einen Fensterplatz in einem der Restaurants und erfreuen uns an Venedig bei Nacht und Pizza.

Seetag

Heute ist unser Seetag. Es ist also ausgiebig Zeit das Schiff und alle Angebote besser kennen zulernen. Nach der Schlacht am Frühstücksbuffet beginnt unser erster Sportkurs: Zirkeltraining. Wir bewegen uns drei Runden in einem Fitnessparcour, der aus meiner Sicht Muskelgruppen anspricht, deren Existenz mir entfallen war. Danach genießen wir das Angebot an Bord: Kinderbetreuung, Vorträge, kühle Getränke und die bewegte See. Laut Besatzung fahren wir durch einen Wind mit bis zu 10 Windstärken und das Schiff rollt (Bewegung um Längsachse des Schiffes). Die oberen, offenen Decks sind gesperrt. An einen geraden Gang in den oberen Schiffsetagen ist nicht zu denken. Für den Notfall werden überall Beutel verteilt.

Außerdem werden eigentlich permanent Nahrungsmittel angeboten. Das Angebot ist vielfältig, frisch gekocht und von hoher Qualität. Wenn man sich nicht im Griff hat kann man in einer Woche sicherlich reichlich an Gewicht zulegen. Abends sehen wir unsere erste Show der „AIDA Stars“ und die Unterhaltung in Sörens Prime Time, eine Show des Entertainment Managers.

Korfu

Bei strahlendem Sonnenschein legen wir am Morgen in Korfu an. Wir haben eine Radrundreise auf Griechenlands grüner Insel gebucht. Auf modernen Mountainbikes hat unsere Gruppe die „anspruchsvolle Route“ gebucht. Wir sind schnell aus der Stadt und müssen die erste Anhöhe mit dem Rad erklimmen. Die Temperaturen sind bei ca. 20 Grad perfekt, nur die Sonne versteckt sich immer wieder mal hinter Wolken. Am Ziel des ersten Anstiegs gibt es einen tollen Ausblick auf den Hafen, wo neben der AIDA noch andere Kreuzfahrtschiffe liegen. Unsere Route verläuft auf Nebenstraßen, durch kleine Ortschaften mit netten, manchmal baufälligen Häusern. Der höchste Punkt unserer Tour ist der Kaiserstuhl, von dem aus ein Rundblick über die ganze Insel möglich ist. Nach unserer ersten längeren Abfahrt geht es meist flach dahin, bis wir einen weiteren Anstieg zum Achilleion bewältigen müssen. Während der Bergfahrt werden wir dann noch von einem Schauer überrascht, der die Straßen gefährlich glatt werden lässt. Das Achilleion, ein Palast der Kaiserin Sisi, sehen wir nur von außen, d.h. man kann nichts erkennen. Für einen Besuch fehlt uns die Zeit.

Auf nassen, glitschigen Straßen fahren wir zum Meer, um dann auf der Hauptstraße zurück nach Korfu Stadt zu fahren. Dort haben wir eine Stunde Aufenthalt und laufen durch zum Teil sehr enge Gassen mit zahlreichen Geschäften für Touristen. Eines dieser Geschäfte erweckt meine Aufmerksamkeit. Hier schwimmen kleine Fische in kleinen Wasserbehältern, vor denen ein Stuhl steht. Mir ist der Sinn nicht klar, bis ich einen Gast beobachte. Er steckt seine Füße in das Wasser. Sofort stürzen sich die kleinen Fische auf die Füße, um diese von Hornhaut zu befreien. Na ja.

Am Abend genießen wir nach ausgiebiger Dusche das Essen und das weitere Abendprogramm.

Bali

Bei schönstem Sonnenschein und immer noch leichter See laufen wir am nächsten Morgen in den Hafen von Bali ein. Wir ziehen auf eigene Faust los und sind nach wenigen Minuten in der Altstadt von Bali. Die Möglichkeit mit einem Leihfahrrad Bali und Umgebung zu erkunden entdecken wir erst, als wir wieder zurückkommen. Im Hafen gibt es eine Leihstation, die auch gängige Fahrradgröße für alle Mitglieder der Familie haben soll.

Die Altstadt bietet das typische adriatische Bild mit engen, verwinkelten Gassen mit alten Häusern und vielen kleinen Läden mit Waren von Souvenirs bis Obst. Genug von dem Altstadt Ambiente, beschließt meine Familie einen Abzweig in die neueren Stadtteile von Bali zu nehmen, um die italienische Mode zu bewundern. Vor einem großen Modegeschäft beschließe ich draußen  auf die Rückkehr zu warten und sammele interessante Erfahrungen: 1.) Vor dem Geschäft gibt es einen Wartebereich der Männer, deren weibliche Begleitpersonen im Modegeschäft die Kleidung für Morgen erwerben möchten. Ich stehe noch keine 15 Minuten und zähle mindestens 10 Herren, die es mir gleichtun. 2.) Einem Gastronom auf Bali entgeht hier ein vorzüglicher Umsatz, weil den wartenden Männer keine Kaltgetränke oder ein kleiner Imbiss angeboten wird.

Nach gefühlten 2 Stunden bummeln wir weiter zum Hafen und immer am Meer entlang zurück Richtung Schiff. Dort wieder angekommen genießen wir beim nachmittäglichen Kaffee und Kuchen die warmen Sonnenstrahlen.

Dubrovnik

Das Schiff legt schon um 07:30 Uhr im Hafen von Dubrovnik an. Wir folgen dem Ratschlag mit einem Taxi schnellstmöglich zur alten Stadtmauer zu fahren, um mit einem Rundgang auf dieser einen Eindruck der gigantischen Altstadt zu bekommen. Die meisten Touristen oder Bustouren kommen erst später. So laufen wir die erste Hälfte fast alleine auf der Mauer am Meer entlang, genießen Sonne und den Ausblick auf die Adria und die alten Bauwerke. In den kleinen „Felsen-Cafes“ auf der Mauer kann zu dieser Zeit noch bei einem Kaffee in aller Ruhe entspannt werden.

Nach dem Rundgang auf der Mauer  laufen wir durch die Altstadt. Auf einem Markt kaufen wir Obst und steuern den nahen Badestrand an, der nicht weit vom Fischerhafen der Altstadt entfernt ist. Die Kinder springen schnell in die noch 20 Grad warme Adria, um sich ein wenig zu erfrischen.

An Bord zurück nutzen wir das Angebot der Schiffs-Fotografen und lassen uns als Familien auf dem Oberdeck ablichten. Es entstehen tolle Fotos, die bei unseren Eltern und Großeltern Begeisterung auslösen.

Zadar

In Zadar möchten wir den Nationalpark Krka besuchen. Da uns die organisierten Bustouren zu teuer sind nutzen wir das Angebot einer Taxi-Fahrerin, die uns den ganzen Tag für 150 € überall hinfährt und auch vor Ort auf uns wartet. Nach einer Stunde Fahrzeit sind wir am Eingang des Nationalparks. Zu dieser Jahreszeit fahren keine Schiffstouren mehr über die Krka, so dass wir den Eingang in der Nähe der Wasserfälle nutzen. Hier kann man zu Fuß oder mit einem Pendelbus zum Einstieg des Rundgangs gelangen.

Auf Holzpfaden schlängelt sich der Weg durch die vielen Flussläufe und bietet den Eindruck einer Dschungellandschaft. Im klaren Wasser sind zahlreiche Fische zu beobachten. In der Dschungellandschaft bieten sich immer wieder Aussichtspunkte, die einen freien Blick auf die Landschaft und Teile des Wasserfalls zulassen. Auf unserer Runde (von oben nach unten) erreichen wir den Touristenhöhepunkt zum Ende der Runde. Zunächst bieten auf einem größeren Platz Buden alles an, was der Besucher haben möchte. Nach dem Platz ist der gesamte Wasserfall von einer Brücke aus zu bewundern. Da jeder auf der Brücke stehen bleibt um den Wasserfall, sich als Selfie vor dem Wasserfall, jeden seiner Familie vor dem Wasserfall, usw. zu fotografieren ist es sehr voll. Das Gedränge hinter uns gelassen geht es über Stufen zurück zum Einstieg des Rundgangs, von dem auch die Pendelbusse wieder zum Parkplatz fahren. Unsre Taxi-Fahrerin wartet wie versprochen. Wir lassen uns noch kurz nach Zadar City chauffieren um uns die Meeresorgel anzusehen oder besser anzuhören. Die Wellen des Meeres verursachen Töne in Röhren, die in die Kaimauer eingebaut wurden.

Zurück im Kreuzfahrthafen bereiten wir uns auf unsere letzte Fahrt auf See vor. Heute gibt es das Abschluss Dinner. Es werden viele besondere Köstlichkeiten aufgefahren. Der eine oder andere Gast ist von dem Angebot überfordert und haut seinen Teller so voll, das gut die Hälfte der Speisen im Abfall landet. Nach wie immer sehr gutem Essen (… und leeren Tellern) sitzen wir mit der ganzen Familien in der Abendshow und lassen das Entertainment auf uns niederprasseln.

Venedig

Am vorletzten Morgen liegt das Schiff wieder in Venedig. Wir haben einen ganzen Tag, um die „Perle der Adria“ zu besuchen. Vom Hafen kann man in wenigen Minuten zu Fuß oder mit dem People Mover zum Hauptbahnhof gelangen. Dort steigen wir in das Vaporetto, eine Art Linienbus auf dem Wasser. Über den Canal Grande fahren wir an vielen venezianischen Gebäuden vorbei und steigen am Markusplatz aus. Zu Fuß am Dogenpalast vorbei halten wir uns an der Wasserlinie, werfen einen Blick auf die Seufzerbrücke und biegen in eine kleine, wenig begangene Gasse ein. Hier kann ein wenig vom Massentourismus entspannt werden und Lokalitäten in kleinen Hinterhöfen bieten Essen zu normalen Preisen an. Sobald wir uns aber einem Touristenpunkt nähern, ist es mit der Ruhe in den normalen Preisen vorbei. Wir nehmen Markusplatz und Rialtobrücke mit und suchen uns durch kleinere Gasse den Weg zurück Richtung Hafen.

Am nächsten Morgen genießen wir die letzten Stunden an Bord, bevor uns nach Checkout der Bus zum Flughafen bringt. Hier stehen wir endlos lange beim Checkin, da das Transportband der Koffer defekt ist. So haben wir auch keine Zeit mehr im Flughafen und müssen sofort in den auf uns wartenden Flieger. Der Rückflug verläuft wie geplant.

Rückblick

Auf einem Kreuzfahrtschiff wird der Gast nach allen Regeln der Kunst verwöhnt. Wir haben nur freundliches, immer hilfsbereites Personal erlebt. Das Essen war für uns von außergewöhnlich hoher Qualität, sehr variable und immer lecker. Und mit bewusster Ernährung und ein wenig Bewegung nimmt man auch nicht zu.

Die Ausflüge waren uns mit 5 Personen zu teuer. Aber es lässt sich auch viel auf eigene Faust erleben und es gibt immer die Gelegenheit mit Mietauto oder -fahrrad, dem öffentlichen Bus oder auch einem Taxi für deutlich weniger Geld zu den Touristenpunkten zu kommen.

In einer Woche haben wir so viel gesehen und erlebt, dass wir nach der Rückreise über drei freie Tage zu Hause froh waren. Eine Wiederholung auf einer anderen Route schließen wir nicht aus.